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leertaste.space – von der Leere nach dem Ende der Geschichte
Kein Honigschlecken sind sie gewesen, für den größten Teil der Menschheit, die letzten 35 Jahre. Nun gut, die 35 Jahre vor den 35 Jahren auch nicht. Überhaupt, das ganze 20. Jahrhundert nicht. Und das 19. erst?
Stop: Die Geschichte der Menschheit lässt sich einfach zusammenfassen: Der Tod war billig und damit das Leben nicht viel wert. Vor 35 Jahren wurde quasi der Menschheit aber etwas versprochen: Das Ende der Geschichte, nämlich.
Alles Böse war besiegt, der Sieg des Guten wurde allerorts zur Kenntnis genommen. Friede, Freude, Eierkuchen. Also zumindest in Europa und in Nordamerika. Ganz stimmt dieses Bild freilich nicht. Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien, die Aufstände der Zapatisten in Mexiko waren ein merklicher Schönheitsfehler, wurden aber genau so zur Kenntnis genommen wie der Eierkuchen, die Freude und der vermeintliche Frieden. Aber ich lasse gerne gelten, dass sich in den 1990ern zumindest keine großen Blöcke mit jeweils dem drohenden Finger auf einem Roten Knopf liegend gegenüberstanden.
Uns Kindern in Europa wurde gesagt, dass nun jedes Menschen Glück in seinen eigenen Händen liegt. Hier ein bisschen Unruhen, da ein klein wenig Terror… lokale Kriege – die Natur des Menschen und so…
2001 war dann aber ohnehin Schluss mit lustig. Die Türme eingestürzt zogen diese lokalen Kriege immer weitere Kreise, in Russland ließ sich die dortige Oligarchie auch nicht mehr von einem Alkoholiker auf der Weltbühne am Nasenring durch die Arenen zerren. Der Winde brausten auf, die Zeiten wurden rauer, langsam spürbar nur, aber unbeschreiblich beständig. Und zu allem Überdruss wurde insgesamt der Klimawandel zwar weniger negiert, aber weiterhin milde belächelt. Diese Zusammenfassung der gröbsten Schieflagen der letzten Jahrzehnte soll aber dann schon erklären, warum wir in dieser verfickten, scheinbar trostlosen Dystopie aus den süßen Träumen unserer Kindheit und Jugend erwacht sind. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen bin ich 44 Jahre alt. Und kann meiner Generation ungeniert attestieren: Es ist verschissen; und zwar mächtig.
Möglicherweise allerdings sind die vielen Guten zu leise, möglicherweise sind sie auch unkoordiniert. Oft haben die Guten nicht jenes unerträgliche Selbstbewusstsein von Rechtsradikalen. Die Guten denken, wiegen Argumente ab, zeigen Emphatie. Die Schlechten kotzen vor deine Beine, was heute gesagt wird, gilt morgen nicht mehr. Trifft man Gute, dann diskutieren und disputieren sie gerne, sie skizzieren genau die wunderschöne Utopie und zerstreiten sich am Feinschliff.
Das widert die Guten an, frustriert ergeben sie sich dieser ungeheuren Maßlosigkeit der alternativlos wirkenden Dystopie.
leertaste.space soll nur ein wenig den scheinbar endlosen Raum der maßlosen Auswüchse des dystopischen Endes der Geschichte füllen. Praktisch, denn die gewählten Mittel spielen kaum eine Rolle. Oder, um es mit Karl Marx zu sagen: Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern.“